Ich möchte mal meine Erfahrung ausschreiben, und "lustig" aber wahrhaftig den ganz Großen unter euch etwas Mut machen, dass selbst die kleinen Großen es nicht unbedingt leicht in Sachen Kleidung haben. Ich lebte bis vor wenigen Jahren recht Mode desinteressiert dahin, hatte vielleicht auch das Glück stets ins richtige Geschäft zu gehen und das richtige Model zu kaufen...
Wie schon hier im Sommer geschrieben, brauche ich bei manchen Hosenfirmen die Bundweite 35inch, welche als Zwischengröße definiert ist. 34 drückt und presst, in der 36 schwimme ich. Und viele Geschäfte haben sich angwöhnt ab der Größe 34 keine Zwischengrößen mitzubestellen. Dem Kunden werden also nur 34 36 38 40 usw angeboten (5,1 cm Abstände!). Viele Hosenfirmen produzieren zwar 35 und 37, aber diverse Geschäftsketten bestellen sie einfach nicht mit. Was tat ich also? Ich musste Firmen finden, die ihre 34er besonders groß schneiden, wie zB Esprit und EDC. Und ich suchte auch nach einem Händler, welcher zumindest auf Kundenwunsch nach Anprobe einer nicht passenden 34er, mir die 35 bestellt. Gar nicht so selbstverständlich, viele Geschäfte wollen (oder können) nämlich gar nicht extra bestellen.
Wer nicht ganz davon betroffen ist. Es wäre kaum etwas anderes, bei T-Shirts das XL auszulassen, und nur L sowie XXL anzubieten. Entweder man ist mittel oder groß, dazwischen gibt es nix. (Vereinzelt gibt es ja riesige L, aber diese zu finden, ist rar). Meine These stimmt sogar mit der Hosengrößentabelle von Esprit überein. Esprit definiert 32 als M, 33 als L, 34 als XL, und 36 als XXL. Aber die 35 wurde einfach ausgelassen, da fehlt also eine ganze Nummer!
Was ich nun irgendwie "lustig" finde. Wende ich mich per Email an ein Unternehmen wie zB sOliver, erhalte ich als Antwort, dass sie sich nach Messungen der Mehrheit gehalten haben. Und hier liegt doch eigentlich ein sarkastischer Widerspruch vor. Bei Esprit bin ich also mit der 34inch ein absoluter Mainstreamkunde und herzlich willkommen WÄHREND ich bei einigen anderen Herstellern mit der 35inch angeblich eine Randgruppe darstelle. (Noch lustiger wird, dass mir bei Esprit vereinzelt sogar 33inch Hosen passen).
Es geht eigentlich gar nicht um die Größe - es geht um die Zahl 35, welche ausgelassen wird, ganz gleich wie groß nun die Hose geschnitten wurde. Ich bin zwar ein paar cm größer als der Durchschnitt, aber kein Mensch traut mir zu Probleme beim Hosenkauf zu haben, ich wirke zwischen normal und schlank.
Ich bin aber ein und derselbe Mensch! Werde von einem Geschäft als normaler Kunde betrachtet, aber vom nächsten widerum als seltene Randgruppe schief angeschaut.
Mir wird die naive Einstellung mancher Verkäufer unheimlich. Wenn sie nur ganze Größen anbieten, glauben sie allen Ernstes, dass das schon passen wird. Würden sie nur Zwischengrößen anbieten, würden sie garantiert glauben, dass niemand ganze Größen braucht! So ticken sie, sie wissen wie man verkauft...
Zitat
Süddeutsche Zeitung, 16.07.2005:
http://www.perlentaucher.de/feuilletons/2005-07-16.html
In Deutschland wird immer weniger verkauft. Aber wer ist schuld? Die Kunden oder die Verkäufer? Die SZ bringt "sieben Episoden aus der Dienstleistungswüste Deutschland - und eine Geschichte zur Ehrenrettung ihres Personals". Holger Liebs etwa erzählt, warum er keine Hosen mehr kauft. "Ich will mich einfach nicht mehr demütigen lassen. Ich bin übrigens Zwischengrößler. Bei Hosen: 94. ... Gehen Sie mal in ein x-beliebiges Bekleidungsgeschäft, wühlen Sie sich durch die Mainstreamgrößen und fragen dann nach Zwischengrößen. Der Verkäufer wird Sie mit einem Blick fixieren, als wolle er sagen. 'Nein, für Aliens haben wir hier nichts.' Und genau das sagt er dann auch."
Ebenfalls finde ich es umständlich, dass bei den Größenetiketten keine cm Angaben dabei sind. Manche Hersteller definieren 90cm Bund als 34 inch, manche als 33, manche als 35. Manche Onlinehändler geben daher die genaue cm Angabe bekannt, wie gesagt, nur manche. Eine genaue Größenangabe würde ich mir als Kunde auch in einem normalen Kaufhaus wünschen, da es Hosenkäufe viel einfacher gestalten würde. Es wäre nichts anderes, als bei der inch Angabe, die cm dazuzuschreiben. Wo hier das Problem liegen mag, wissen wohl nur die Götter... Also heißts in der Praxis 10 Hosen anprobieren, damit vielleicht 2 passen. Umständlich! Oder ich als Kunde suche Online die cm Angabe heraus, und gehe dann ins Geschäft... Ich glaube herausgefunden zu haben, dass 90cm und 91cm am besten passen. Sollte also ein Model nur 89 und 92 haben, fällt es schon aus der Liste. Eine Hose muss passen und sitzen, Ende der Diskussion. Über Abstände von 5,1cm brauche ich erst gar nicht sprechen...
Da mir schon einige Verkäufer sagten, dass sich die 33 und 34er Hosen am besten verkaufen, ist es mir nicht logisch nachvollziehbar, dass ausgerechnet die Nachbargröße 35 oftmals ausgelassen wird. Der gerne gebrachte Kommentar "Hosen sind doch verschieden groß geschnitten" sehe ich aber eher als Argument FÜR und nicht gegen Zwischengrößen. Denn gerade verschieden große Schnitte machen es nötig ALLE Größen anzubieten, um etwas passendes zu finden. Sonst läuft man Gefahr, dass man Hosen hauptsächlich nach PASSEN aber nicht nach Gefallen kauft. Ob das Auslassen von Zwischengrößen ein Mittel ist, um den Onlinehandel anzukurbeln? (Online gibt es ja alle Nummern, sogar 37 und 39 inch).
Immer wieder erlebt:
Hose passt zwar von der Bundweite, aber der Schnitt ist unter aller Sau. Die nächste Hose hat zwar einen tollen normalen Schnitt, aber da passt widerum die Größe nicht... Wäre alles erspart, wenn alle Größen angeboten werden... Gerade Levis hat den "Tick" auch Hosen zu machen, wo es Antiform oder verengte Oberbeine gibt. Alles schön und gut für hippe Teenager, aber ich bevorzuge eine ganz normal passende gerade klassische Hose.
Bei einigen Herstellern habe ich festgestellt, dass sie seit Ende 2008 um einen inch größer schneiden. Damit haben sie einerseits erkannt, dass Menschen immer größer (oder auch dicker) werden, ABER das eigentliche Problem ist damit nicht gelöst, sondern nur verschoben worden. Wer vorher eine 36 hatte, bekommt nun keine 35 angeboten. Nur die Gruppe, die vorher eine 35 hatte, passt endlich in die überall erhältliche 34. Ganz offensichtlich verschiebt man lieber, als Probleme zu lösen... (Ich hatte auch mal 36er Hosen, ist aber Jahre her. Erlebte also selbst den blöden Wechsel auf die 35er Weite).
Wie meine Praxis so aussieht:
Man geht ja gerne mal in Großgeschäfte einkaufen. Das große Flair und das gewisse Einkaufserlebnis hat ja doch irgendwie was. Aber mir wird es langsam zu mühsam beim Einkaufen immer wieder zu sagen, dass es bitte eine große 34 oder eine normale 35 sein soll. Ist halt von Hersteller sowie vom Model sowie Schnitt abhängig. Sobald aber ein Verkäufer die 35 hört, muss man mit allem rechnen. Entweder sie wissen nicht einmal, dass es Zwischengrößen gibt, oder sie wollen mir gar eine 36 andrehen (die sind doch vieeeel zu groß!). Da müsste ich täglich 2 Torten verdrücken und 3 Liter Cola drinken. Vielleicht passe ich dann irgendmal in eine 36 gg
Das Umgekehrte, nämlich deutlich abnehmen, funktioniert auch nicht so einfach. Von Normalgwicht abnehmen, könnte sogar ungesund sein! Ich brauche auf Grund meiner Größe von 191-192cm eine gewisse Hosenbreite. Vergleiche mit Männern von 176cm oder 182cm bringen mir nichts, die mögen in eine 33 oder 34 locker hineinpassen.
Was ich mir dabei so denke:
Naja, man bekommt ja irgendwie Hosen. Man muss aber suchen und alles anprobieren und studieren. Und genau hierbei sehe ich einen Grund, der so einige Menschen davon abhält, sich öfters Hosen zu kaufen. Ich selbst habe es an mir entdeckt: sobald ich weiss, ein Geschäft hat alle Größen, ein Geschäft schneidet auch supergroß, in diesem Geschäft werde ich garantiert fündig, DANN kaufe ich nicht nur gerne ein, dann kaufe ich teils sogar mehr als ich es eigentlich nötig hätte.
Und hierbei verstehe ich die lieben Großhandel nicht. Denn durch das Selektieren von nur ganzen Größen halten sie sich ja so einige Kunden vor. Zwischengröße bedeutet nicht, dass jemand zu groß zu klein zu dick oder was auch immer ist. Es heißt nichts anderes, als dass eine Hose auf 2,54cm (1inch) genau passen muss, da der Sprung von 2 inch (5,1cm) einfach zu groß ist. Da hilft der tollste Gürtel der Welt nichts!
Hier ein interessanter Bericht aus der Damenwelt:
http://promi.skins.be/5348/jea…sen-kommen-auf-den-markt/
(Bei Frauen ist die 31 das, was beim Mann die 35 ist)
Zitat
Die britische Supermarktkette Asda führt neue Zwischengrößen für Damenjeans ein. Grund: eine Studie des Unternehmens hat ergeben, dass ganze 62 % der befragten Damen sich selbst einer Zwischengröße zuordnen, die bisher jedoch nicht zu bekommen ist.
Ein Drittel der Befragten kaufte in der vergangenheit bis zu fünf Jeans, die nicht richtig sitzen und war auch bereit für die perfekte Jeans bis zu 400 Pfund auszugeben. Für Frauen gleicht der Kauf einer perfekt sitzenden Jeans noch immer einem Glücksgriff, was jetzt mit dem neuen Trend zur Zwischengröße der Vergangenheit angehören könnte.
Wir sind auch kaum besser als die DDR!:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,646125-2,00.html
Zitat
Wolfgang Kohlhaase: In der DDR fand er keine passenden Hosen, entweder waren sie ihm zu groß oder zu klein. Bei seinen Reisen in den Westen - er durfte reisen - fand er dagegen Hosen. Irgendwann fragte er einen Wirtschaftsfunktionär, woran das liegen könne. Antwort: "In der DDR gibt es keine Zwischengrößen. Und Sie haben wohl eine Zwischengröße."
Ebenfalls las ich auf Wikipedia, dass in vergangenen Jahren Männer immer schwerer passende Kleidung gefunden haben. Jaja, das waren noch die Zeiten, als selbst bei mir das XXL schon langsam knapp wurde und ich auf großgeschnittene XXL bestand. Heute reicht oft schon ein XL, weil endlich größer geschnitten wird. Irgendwie schon seltsam, dass die Industrie meist Forschungen und Messungen dafür braucht. Sehen die keine Menschen auf der Straße?
Mir kommt einfach vor, dass das Zusammenspiel von Kunde und Hersteller nicht ideal funktioniert. Und selbst die Verkäufer im Großhandel erfahren nicht alle Probleme ihrer Kunden, oder denken die wirklich ich gehe jetzt extra zum Verkäufer und erzähle weshalb ich bei ihm nun keine Kleidung gekauft habe? Selbst wenn, erzählt er das an die Firma weiter? Nimmt es die Firma überhaupt ernst?
Auch wenn Size Germany gewisse Besserungen brachte, darf man nicht vergessen, dass sie von "nur" 12.000 Personen auf über 80 Millionen schließen, und das ist teils ein Glücksspiel. Weiteres habe ich auch so meine Bedenken WIE gemessen und gewertet wird. Eventuell falle ich laut dieser Methode auf eine 34inch, und gebe somit nicht zu verstehen, dass mehr Zwischengrößen von Nöten wären. Theoretische Größe und Praxis sind doch nicht immer das gleiche...
Einmal mehr muss der gesunde Menschenverstand sagen, dass wenn 33 34 sowie 36 DIE Mainstreamhosen sind, die 35 ebenfalls (mehr oder weniger) dazugehört. Oder 30-40 jährige Männer, die heute 34 tragen, werden mit 50 Jahren vermutlich eine 35 brauchen, wenn sie leicht zunehmen... Und ob solche Messungen ergeben, dass ich bei T-Shirts auf XXL falle (XL wirkt zu körperbetont bei mir), während aber bei Langarmhemden und Pullis ein XL vollkommen ausreicht? Und ich weiss nicht wie sie es so treffend machen, aber bei Jacken liege ich oft haargenau zwischen XL und XXL, dass ich sie einfach nicht kaufe...
Wobei mir oft aufgefallen ist, das einige Hersteller den Sprung von XL auf XXL deutlich größer gestalten als von L auf XL. Der Grund: sie versuchen damit mehr Menschen abzudecken, vor allem dicke. Die Kehrseite: XL wird mir knapp, aber das XXL zu breit...
Erfahrungen? Kommentare? Jeder darf sich äußern und eigenes erzählen.