Dosierung von Medikamenten

  • Hallo!


    Als medizinischer Laie frage ich mich immer wie das mit der Dosierung von Medikamenten in Bezug auf die Körpergröße bzw. Gewicht ist. Im Allgemeinen wenn ich sagen wir mal eine Packung Paracetamol kaufe dann stehen im Beipackzettel die Dosierungen für Kinder und Erwachsene. Erwachsene können aber 40 oder auch 160kg schwer sein... macht das keinen Unterschied? Wäre eine Dosierung pro Kilogramm nicht sinnvoller? Sollte man als schwerer Mensch eher mehr nehmen und als leichter weniger?


    Ich freue mich über Antworten besonders wenn sie von medizinischen Profis kommen.

  • Doch, es kommt auf das Gewicht an, aber nicht bei allen Medikamenten in gleicher Weise.
    Bei bestimmten sehr giftigen Medikamenten, etwa in der Krebsbehandlung, muss ganz genau dosiert werden, das rechnet man häufig nach der Körperoberfläche aus, da gibt es Tabellen.
    Bei anderen Medikamenten wird der Blutspiegel gemessen, etwa bei Herz- oder Nervenmedikamenten. Beim Marcumar zur Gerinnungshemmung misst man die Wirkung im Blut.
    Die frei verkäuflichen Schmerzmittel und viele andere Medikamente haben eine breite therapeutische Breite, das bedeutet, dass man sich nicht vergiftet, wenn man etwas mehr nimmt. Prinzipiell haben Menschen mit großer Masse auch einen größeren Verteilungsraum für das Medikament (das ist auch von Wirkstoff zu Wirkstoff verschieden), so dass lange/schwere Menschen eher an das obere Ende der empfohlenen Dosis gehen können als die Zwerge.

    Die Kunst liegt im Wegl

  • Ich habe immer wieder festgestellt das mir bei örtlichen Betäubungen oder Narkosen zu wenig gegeben wird.


    Ich musste mal am großen Zeh genäht werden, wurde örtlich betäubt, der erste Stich war dann aber doch sehr schmerzhaft, es wurde nachgespritzt, noch immer zu wenig Betäubung, erst nach dem 2. Nachspritzen war es OK.


    Erst neulich musste ein Schluckecho (TEE) gemacht werden.
    Die Kurzzeitnarkose (80 mg Propofol) war aber zu kurz, ich habe dann mitbekommen "der ist schon wieder wach" und wie der Schlauch herausgezogen wurde.


    Am Gewicht dürfte es nicht liegen, da dies ja abgefragt wird, ob es an der Länge (mehr Blut ???) liegen kann weis ich nicht.

  • oh, das ist ein interessantes Thema. Verschreibungspflichtige Medikamente gebe ich mich natuerlich nur nach Anweisung des Arztes, aber es geht mir um "normale" sachen wie Hustensaft, Paracetamol ect.
    Mein Sohn ist 11, knapp 160 cm und wiegt sicher 45 kg. Die Angaben sind hier oft nur nach Alter, aber er ist ja schon so gross und schwer wie ein kleiner Erwachsener.
    Ich habe ihm neulich bei Grippe das Erwachsenenmedikament gegeben und dabei etwa die Haelfte der Dosis, die ich nehmen wuerde.

    Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)

  • Bei der örtlichen Betäubung kommt es nur darauf an, dass das Medikament genau an dem Nerven wirken kann, der betäubt werden soll. Das ist die Kunst des Arztes oder Zahnarztes, aber Mutter Natur hat nicht alle Nerven bei allen Menschen genau nach Bauplan verlegt, da gibt es eine gewisse Variationsbreite. Je kleiner die Nerven, desto größer die Varianz (vereinfacht gesagt). Das ist ja nicht nur wichtig, wenn man einen Nerven treffen will, sondern vor allem da, wo man einen Nerven genau NICHT treffen will.


    Für Medikamente, die man einnimmt: Kinder sind nicht einfach kleine Erwachsene, je jünger, desto spezieller ist auch der Stoffwechsel. Beispiel: Erwachsenenmedikamente können Alkohol enthalten, der wirkt bei Kindern mitunter viel heftiger, weil die sonst ja auch keinen Alkohol zu sich nehmen. Fragt daher lieber beim nächsten Kinderarztbesuch, welche "Bedarfsmedikation" für den Nachwuchs geeignet ist.


    Besonders bei Mischmedikamenten, die mehrere Wirkstoffe enthalten (was durchaus sinnvoll sein kann), ist nicht einfach die halbe Dosis auch genau halb so wirksam.


    Nilla: lebst Du jetzt in Michigan? Unsere jüngste Tochter geht in Mendon zur Schule. Ihr habt´s kalt...

    Die Kunst liegt im Wegl

  • Jedes Jahr werden weltweit hunderte neuer Medikamente entwickelt. Immer schneller und besser wirksam sollen sie sein, mit immer geringeren Nebenwirkungen. In der Praxis stellt man als Arzt aber oft genug fest: Was Patient A hilft, ist bei Patient B - obwohl er genau dieselbe Krankheit hat! - nicht wirksam, und bei Patient C muss gar die Behandlung wegen unerwünschter Effekte abgebrochen werden! Auf diese Weise werden Jahr für Jahr Millionen Patienten mit der Methode "Versuch und Irrtum" behandelt, mit teilweise tragischen Folgen für den Einzelnen, und hohen Kosten für das Gesundheitswesen.

  • Was erwartest du? Nobody and nothing is perfect. Sollen die Millionen-Teuren Zulassungsverfahren noch um ein paar Zehnerpotenzen teurer werden? Dann gibt's irgendwann gar keine neuen Medikamente mehr.

  • Ich versuche meist einfach die Dosierung von normalgewichtigen Durchschnittsmenschen, wenn Sie nicht hilft erhöhe Ich Sie.


    Denkt immer daran, die Dosis macht das Gift, mehr ist nicht immer besser.


    Medikamente, gerade auch die von der Pharmaindustrie, sind nicht immer das gelbe vom Ei. Also ich halte nichts von Chemie, aber in manchen Situationen sind Sie nunmal Lebensrettend oder schmerzmildernd.


    Hört auf euren Arzt und Apotheker

    Einmal editiert, zuletzt von Dominik-TB ()

  • Ihr solltet das Thema Dosierung in Bezug auf Größe / Gewicht beim Arzt bzw. Apotheker ruhig ansprechen. So kommt es z.B. bei manchen Medikamenten auf den Plasmaspiegel an, der u.a. von der Blutmenge im Körper abhängt. Und da weist mancher große Mensch wohl mehr auf als der deutsche DIN-Mann (1,75m / 75kg) :)


    Einer meiner Behandler hat da durchaus einmal Humor bewiesen und meinte "Sie brauchen ja die Elefantendosis" - daher verschrieb mir gleich die Tabletten mit 800mg statt 600mg ...