Krankenkasse - AOK oder BKK - PKV oder GKV

  • Moinsen,


    aus aktuellem Anlaß (nämlich ein unerfreulicher Brief meiner BKK) habe ich mich heute mal wieder mit der leidvollen Diskussion AOK oder BKK beschäftigt.... und bin fast soweit nach 11 Jahren Abstinenz wieder zur AOK zu gehen!


    Gibt es unter euch welche die diese Diskussion für sich auch schon ausgefochten haben? Und nicht unbedingt nur nach den reinen Kosten gegangen sind?


    Welche Argumente sind wichtig, welche vernachlässigbar?


    Und wer hat sich von den PKV ködern lassen? Und, glücklich?


    Fragen über Fragen (aber wenn man sich hier schon erschöpfend über Krankheiten auslässt dann liegt die Krankenkasse ja auch nicht weit!)


    Era


    TOPIC OFF
    P.S.: Bei der Recherche ob wir das Thema mal hatten ist mir aufgefallen, über was für einen Scheiß wir hier schon diskutiert haben *ohoh*
    TOPIC ON

    in meinem Kopf ist Platz für viele eigene Meinungen, Blödsinn und sonstigem Kram

    Einmal editiert, zuletzt von Erasmus ()

  • Hallo,


    ich bin noch freiwillig in der gesetzlichen Krankenkasse, aber das ärgert mich jedesmal, wenn ich tatsächlich mal eine ärztliche Leistung in Anspruch nehmen möchte - denn ich bekomme nur auf Monate im Voraus einen Termin und wenn, dann lassen sich die Ärzte höchstens 3 Minuten für das Gespräch. Ziemlich inakzeptabel. Daher überlege ich, nicht doch in eine private zu wechseln - ausserdem würde ich 150-200€ pro Monat sparen. Bis 50 (oder 55?) kann man ja auch wieder zurückwechseln, falls das Einkommen unter die Beitragsbemessungsgrenze sinken sollte.


    Bei gesetzlichen Versicherungen darf man ja öfters wechseln, und es empfiehlt sich, eine günstige - aber nicht die billigste - zu nehmen. Oft stehen die aktuell billigsten einem so großen Ansturm gegenüber, dass der Kundenservice auf der Strecke bleibt. Vorteil der GKV ist, dass sie nicht so schnell pleite gehen, und dass sie unabhängig vom individuellen Risiko versichern. Für Lange (die tendenziell eher z.B. zu orthopädischen Problemen neigen) ist das also schon interessant.


    Bei der PKV ist das größte Problem, dass man immer eine gewisse Barreserve (ich empfehle mindestens 2000€!) für den Krankheitsfall braucht, da man ja erstmal selbst bezahlt und sich dann den Beitrag rückerstatten lässt. Weiterhin steigt der Tarif im höheren Alter stark an - das muss man mit berücksichtigen. Ausserdem sind nichterwerbstätige Familienmitglieder nicht mitversichert. Dafür wird man von manchen (nicht allen) Ärzten bevorzugt behandelt, der Tarif ist insgesamt günstiger, und man kann sich sein Versorgungspaket selbst zusammenstellen. Sehr vorsichtig muss man sein, wenn eine PKV vorab die Versicherung bestimmter Krankheiten (z.B. Wirbelsäule) ausschliessen möchte - dann lieber zu einer anderen gehen.


    Gruß, juh

    ... live long and feel good

    Einmal editiert, zuletzt von juh ()

  • Ich muss jetzt doch mal mit einigen Vorurteilen aufräumen.


    Beide Syteme haben Stärken und Schwächen.


    Der Vorteil der GKV für den Patienten ist im Wesentlichen, daß er die Arztrechnung nicht direkt bezahlen muss.
    Ein weiterer ist die beitragsfreie Mitversicherung der nicht berufstätigen Familienangehörigen und die Zuzahlungsfreiheit der Kinder bis zum Alter von 12 Jahren.
    Was die Beitragsstabilität angeht, ist die GKV keinen Deut besser als die PKV, eher etwas schlechter. Im Zeitraum von 1970 bis 2002 sind dort die Beiträge für freiwillig Versicherte um 1024 % gestiegen. Das hat auch die teuerste PKV nicht geschafft. Gleichzeitig wurden die Leistungen erheblich abgespeckt.
    Ab 2008 gilt für alle Kassen ein einheitlicher Beitragssatz. Die Leistungen der Kassen sind zu 95% gesetzlich vorgeschrieben und eine schlecht wirtschaftende KAsse kann sich dann einen Teil des Geldes von den Versicherten holen: Bis zu € 8,- mtl. ohne weitere Begründung, bis zu € 16,- mit Begründung.


    Bei der PKV wird das individuelle Risiko versichert. Im Rahmen der Vollversicherung darf es keine Ausschlüsse geben, weil sie an die Stelle der Vollversicherung tritt. Entweder gibt es Risikozuschläge oder eine Ablehnung.
    Für die Beitragssicherung wird eine Alterungsrückstellung gebildet. Dennoch steigen auch hier die Preise, aber das ist ein eher allgemeines Problem. Von der Ersparnis im Beitrag (wo man ja auch noch eventuelle Zusatzversicherungen berücksichtigen muss), sollte man einen Teil dennoch zusätzlich zur Seite legen, das kann nie schaden.
    Ein weiterer Pluspunkt der PKV ist meines Erachtens, daß ich Leistungssicherheit habe. Eine Änderung meines Vertrages ist nur in gegenseitigem Einverständnis möglich. Ich als Kunde habe die Vertragsgestltung im Rahmen der möglichen Tarife selbst in der Hand und ich habe Kontrolle, was der Arzt tatsächlich abrechnet.

    Diskutiere nie mit einem Idioten. Er zieht Dich auf sein Niveau herrunter und schlägt Dich in Erfahrung.


    Ich bin wahrhaftig nicht Ihrer Meinung. Aber ich werde mich bis zuletzt dafür schlagen, daß Sie sie vertreten können. (Voltaire)

  • ok, danke für die Info, das mit den Ausschlüssen war aber kein Vorurteil, sondern eine Erfahrung, die ich gemacht habe, als ich mich vor 10 Jahren für eine PKV interessiert hatte - die wollten partout Wirbelsäule ausschliessen, weil ich im Zivildienst durch das Herumwuchten von übergewichtigen Querschnittsgelähmten nunmal Rückenschmerzen bekommen hatte.

    ... live long and feel good

  • Zitat

    Original von juh
    ok, danke für die Info, das mit den Ausschlüssen war aber kein Vorurteil, sondern eine Erfahrung, die ich gemacht habe, als ich mich vor 10 Jahren für eine PKV interessiert hatte - die wollten partout Wirbelsäule ausschliessen, weil ich im Zivildienst durch das Herumwuchten von übergewichtigen Querschnittsgelähmten nunmal Rückenschmerzen bekommen hatte.


    Bist Du sicher, daß das eine Vollversicherung war??? Ein Ausschluß ist im Rahmen der PKV definitiv nicht zulässig, denn Du hast ja dann keine Wahl. Deswegen kann es nur Zuschlag oder Ablehnung geben.
    Aber für prinziepielle Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung :)

    Diskutiere nie mit einem Idioten. Er zieht Dich auf sein Niveau herrunter und schlägt Dich in Erfahrung.


    Ich bin wahrhaftig nicht Ihrer Meinung. Aber ich werde mich bis zuletzt dafür schlagen, daß Sie sie vertreten können. (Voltaire)

  • Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit der Krankenversicherung, die sich "Kostenerstattungsverfahren" nennt. Das bedeutet, man verbleibt in seiner gesetzlichen Krankenversicherung und wählt dieses Verfahren. Damit wird man wie ein Privatpatient behandelt, bekommt die Rechnung und reicht diese bei der GKV ein. Diese übernimmt dann ihren gesetzlichen Anteil. Für die Restkosten ist eine seperate Versicherung abzuschließen. Sicher nicht sehr bekannt diese Variante, aber die GKV`s machen auch keine Werbung dafür. Der einzige Nachteil: man hat einen Mehraufwand dadurch, das man die Rechnungen an 2 verschiedenen Stellen einreichen muß. Man sollte sich im Vorfeld gut über die entstehenden Kosten informieren. Für uns als Familie mit 2 Kindern war dies die günstigere Variante zur PKV mit gleichen Leistungen.

    Auch aus Steinen die in den Weg gelegt werden
    kann man Schönes bauen (Goethe)

  • Das klingt ja strange. Also mein Mann hat hier als Beamter auch eine Zusatzversicherung abgeschlossen (da es für Beamte spezielle Zusatzversicherungen gibt, die etwas günstiger sind), die nach dem gleichen Verfahren arbeitet, nur muss er nicht die Rechnungen bei beiden einreichen. Wir haben hier eine sogenannte Carte Vitale, wie die deutsche Krankenkassenkarte. Aber die KANN mehr. Nämlich kann der Arzt alle Leistungen in sein Composter eingeben, dann wird das mittels dieser Carte (wie eine Art Schlüssel) direkt an die Kasse übertragen und die Kasse rechnet dann ab. Allerdings muss man alles erstmal im voraus bezahlen. Die Kasse zahlt dann innerhalb von 3-4 Arbeitstagen Ihren Anteil (mit der Zusatzversicherung meist 100%) direkt auf unser Konto.
    Clou ist jetzt halt, dass man keinen Papierkram mehr hat, die Daten gehen direkt an die Zusatzkrankenkasse, die dann ihrerseits mit der CPAM (die gesetzliche) abrechnet. Man bekommt nur einmal im Monat eine Aufstellung von der ZKK, die dann beinhaltet, was man bezahlt hat, was die ZKK zurückgezahlt hat und was die CPAM gezahlt hätte. Alles ganz easy. Warum nur wollen wir zurück nach D, wenn hier die Bürokratie so einfach ist.... ?( :D


    Die Schule macht die Entfremdung zur Vorbereitung auf das Leben, und so spaltet sie Erziehung von Wirklichkeit ab und Arbeit von Kreativität. Indem die Schule die Notwendigkeit lehrt, belehrt zu werden, bereitet sie auf die entfremdete Institutionalisierung des Lebens vor.


    Ivan Illich (1926-2002)

  • Nochmal was zum Thema PKV und bezahlen: Normalerweise schicken die Ärzte ja die Rechnung mit einem Bezahlzeitraum von ein paar Wochen raus. Ich habe daher die Rechnungen immer direkt bei der Kasse eingezahlt und dann erst gezahlt. Musste also nicht in Vorlage gehen...
    Habe aber keine Ahnung, ob das bei anderen PKVs auch so schnell geht. Meine Kasse hat nie länger als 10 Tage gebraucht. Das reichte dann immer, um pünktlich den Arzt zu bezahlen.
    Bin derzeit in der GKV, werde das aber wieder ändern sobald es geht. Zum einen ist der Beitrag für mich niedriger und zum anderen merke ich schon den Unterschied, was Termine und Wartezeiten angeht. Ist leider wirklich so. Wenn ein Arzt "Annahmestopp" hat, kann man als PKV-Patient vielleicht doch noch was drehen. Es geht ja mittlerweile sogar soweit, dass bei diesen Sprachsystemen (korrekter Name??) zwischen Terminen für Privat- und Kassenpatienten unterschieden wird. Sehr nervig finde ich auch, dass man 10€ zahlen muss, um ein Rezept für ein rezeptpflichtiges Medikament zu bekommen und muss dann das Medikament doch selbst bezahlen. Ist mir häufiger passiert, dass ich dann in dem entsprechenden Quartal nicht mehr zum Arzt musste. Hat mich dann schon geärgert.


    In einer Arztpraxis hing mal ein Zettel, dass die "billigen" GKVs an den Praxen sparen, so dass dieselbe Leistung der Ärzte/Arzthelferinnen innerhalb der GKV unterschiedlich bezahlt wird. Daher ergeben sich dann ggf. wohl auch mal längere Wartezeiten?? Weiß aber nicht, ob das so stimmt bzw. ob ich mich richtig erinnere.

    Bist du denn des Geistes Memmenfall?


    Wer im Schlachthaus sitzt, sollte nicht mit Schweinen werfen!