Tirade gegen den Plastikfetischismus

  • Mit aller Freundlichkeit und ohne jemanden auf Schlips treten zu wollen möchte ich meiner Verwunderung Ausdruck geben ...


    (1) Gegenwärtig sind Funktionstextilien groß in Mode


    Darin werden meist Folien oder Laminate verwendet. Andere sind aus recyclierten Plastikflaschen gemacht (Fleece). Zumeist sind diese Materialien leicht, oft warm, manchmal sogar haltbar. Soweit so gut.


    (2) Nicht mit einfachen Mitteln herstellbar oder reparierbar


    Für die meisten (mit Ausnahme von Fleece) braucht es bei der Herstellung spezielle Schweiß- und Klebetechniken. Kein Schneider und keine nette Oma kann hier später etwas ändern oder reparieren. Alles muß Industriell geplant und gefertigt werden. Individualität und Langgrößen bleiben da schnell auf der Strecke.


    (3) So toll sind die Sachen genau genommen gar nicht


    Laminate fühlen sich ekelig an, eingenähte Folien rascheln und Fleece beginnt schnell zu stinken (seid ehrlich!). Seit einiger Zeit tummelt sich ein schwedischer Anbieter, der z.B. statt der stinkigen Funktionsfasern bei Unterwäsche Wolle verwendet (Größen sind für Wäschetrockner berechnet). Und kommt mir bitte nicht mit Silber oder anderen Bakteriengiften. Unser eigener Körper vewendet mehr an Bakterien (zu den verschiedensten Zwecken) als es Körperzellen gibt.


    (4) Auch traditionelle Materialien funktionieren


    Wolle und Leder können durchaus widerstandsfähig sein. Und Baumwolle ist zwar nicht haltbar aber meist angenehm zu tragen. Schafwolle kann wasser- und winddicht sein, siehe Wollfilz bzw. Loden. Ok, die Sachen sind oft schwerer und machen manchmal mehr Arbeit bei der Pflege. Oft sind solche Dinge aber in hoher Qualität und auch in Langgrößen erhältlich.


    (5) Funktionstextilien als Fetischsmus


    Wer begibt sich denn wirklich jedes Wochenende auf eine Extremtour durch Regen, Eis und Schnee? Wird nicht der Begriff "Funktionstextilie" zu einem Fetisch mit dem wir uns Zugehörigkeit zu einer Gruppe von Extrem-Menschen erkaufen wollen? Wir kaufen "Bio-Produkte" zum Essen und kleiden uns in Plastikfolien?


    Also: warum denn Ärgern wenn man mit über zwei Metern Länge irgendwelchen Funktionstextilienkram nicht kaufen kann, die Welt hat noch Anderes zu bieten!

    Einmal editiert, zuletzt von jpf ()

  • Zitat

    Original von jpf
    Mit aller Freundlichkeit und ohne jemanden auf Schlips treten zu wollen möchte ich meiner Verwunderung Ausdruck geben ...


    Zunächst liegt mir grundsätzlich eine Bemerkung auf dem Herzen:
    Wir befinden uns in einem Diskussionsforum. Kontroverse Ansichten und Meinungen sind nach meinem Verständnis bestens hier aufgehoben. Zur Steigerung des Unterhaltungswertes halte ich es auch durchaus für legitim, wenn dezente Späßchen gemacht werden.
    Kurz: Es muss sich niemand auf den Schlips getreten fühlen, wenn Du Deine Meinung niederschreibst!



    Nun zum Thema:
    Wenn ich diesen Thread hier und einige mit einer Beteiligung aus der Vergangenheit betrachte, erkenne ich eine leichte Affinität zu „Oldschool“-gefertigten Produkten bei Dir. Dies scheint eine geringfügig höhere Priorität als die perfekte Passform zu haben.
    In meinem Fall liegt ganz klar die Passform (unter Berücksichtigung der Anatomie eines halbwegs schlanken 2m-Mannes) auf Prio1. Insofern betrachte ich die verwendeten Materialien zunächst völlig ergebnisoffen.
    Mit Baumwolle habe ich grundsätzlich auch kein Problem und mag das Gefühl auf der Haut. Der Aufwand beim Bügeln und die Trocknungszeit nach dem Waschen stehen auf der Kontra-Seite (meine Meinung)
    Wer quasi täglich Sport treibt und die Sportklamotten entsprechend häufig waschen muss, wird nach meinen Erfahrungen bestens durch hochmoderne Chemie-Fasern bedient. Ich habe mich ehrlich gesagt nicht intensiv mit deren Fertigung und ggf. damit verbundenen Umweltverbrechen oder Verstößen gegen den Tierschutz beschäftigt. Ich stelle lediglich fest, dass die Sportklamotten sehr angenehme Trageeigenschaften haben, ohne Weichspüler gewaschen werden, hervorragend schnell trocknen (auf dem Wäscheständer) und nicht gebügelt werden müssen, obwohl sie völlig knitterfrei sind.


    Die Konfektionsgröße resultiert – wie ich es verstehe – doch aus der Schnittführung und nicht aus dem verwendeten Material.
    Ich gebe Dir aber recht, dass ein Maßschneider nur Materialien benutzen kann, welche sich auch schneidern lassen. Mir ist allerdings kein HighTec-Material bekannt, welches nicht vom Maßschneider verwendet werden könnte. Letztlich kann jedes Kleidungsstück individuell angefertigt werden, welches über Nähte verfügt…


    Aus aktuellem Anlass noch eine Ergänzung:
    Seit Anfang November muss ich zur Verhinderung ernster Konsequenzen einen Kompressionsstrumpf tragen. Das Material ist ein absolutes HighTec-Produkt und ermöglicht deutlich bessere Genesungs-Fortschritte als eine konventionelle Kompressionsbinde, die sich auch noch extrem umständlich anwenden lässt. Dass ich in dieser Zeit sogar noch Sport treiben kann (mit geringerer Intensität) verdanke ich den Eigenschaften des Kompressionsstrumpfes! Keine noch so liebe Oma auf der Welt ist in der Lage, mit ihren Stricknadeln und einigen Knäueln Schurwolle ein vergleichbares Produkt herzustellen.

  • max.cady
    Nun, als Minder-Langer habe ich noch relativ viel Auswahl. Auch ich verwende jede Menge dieser Kunststoffsachen - aber gern weniger. Das mit dem Waschen ist völlig korrekt, ich dachte nur ich sei der einzige Mensch der Republik ohne Wäschetrockner. So richtig "ök" bin ich nicht, aber mir fehlt etwas der Sinn für "Konsum". Als Wort "Verbrauch" ins Deutsche übersetzt klingt das für meine Ingenieursseele wie "zu beseitigende Fehlfunktion".


    Mir geht's um eine geringfügig andere Sache: wenn man bestimmte Teile einfach nicht bekommt - weil sie nicht hergestellt werden - dann sollte man sich eben nicht grämen. Leute, nehmt dann halt was anderes, geht zur Not zum Schneider. Erst gesten abend hatte ich per Zufall jemanden meines Alters aber mit 3cm mehr Länge getroffen und eine Menge über Firmen mit Maßkonfektion gelernt (ging aber um formale Kleidung). Der Mann war übrigens Vertreter für Schuhe und hat mir auch erzählt warum es sich für seinen Arbeitgeber nicht lohnt Übergrößen herzustellen.


    Ansonsten gute Besserung, und sei bitte vorsichtig.

  • Bei aller Witzelei hat diese doch Frage einen ernsten Kern ...


    Vorweg sei gesagt: ich denke recht igenieurmäßig und bin teilweise auf dem Bauernhof groß geworden. Tiere sind für mich keine Streichelobjekte. Es sind für mich nahe verwandte Lebewesen, die wir auf Grund unserer Biologie (wird sind Mischköstler) und unserer Kultur töten und essen. Dennoch sind wir ihnen Respekt schuldig. In unserer heutigen Landwirtschaft bleiben wir ihnen den nötigen Respekt jedoch häufig schuldig. Zudem essen wir meist viel zu viel Fleisch. Soweit also der "Disclaimer".


    Zumindest Milch und Eier essende Vegetarier kann ich sehr gut verstehen. Leider macht es halt etwas mehr Arbeit ... Aber würde denn ein Vegetarier soweit gehen die (Reste-)Verwertung von Tieren (die von Nicht-Vegetariern getötet wurden) zu verweigern? Beispiele: Lederschuhe, Hornspäne als Gartendünger, Gänsedaunen. Dass für den strikten Vegetarier schon Schafwolle problematisch sein kann ist klar. Die Schafe werden halt, so wie Kühe nach Erfüllung ihrer "Produktionsaufgabe" umgebracht.


    Zur Ökologie: im Prinzip gehören aber Menschen und die gegessenen Tiere in einen biologischen Kreislauf der über Jahrtausende stabil sein könnte (unsere heute Landwirtschaft kann allerdings nicht mal im Rahmen von Jahrzehnten stabil sein). Aber aus Erdöl etc. gewonnene Produkte - und hier bin ich wieder beim Plastik - passen nicht so gut zu diesem Kreislauf. Auch viele scheinbar natürliche Produkte (z.B. Baumwolle) sind problematisch.


    Also: was für Kleidung bevorzugt ein ethisch motivierter Vegetarier?

  • Grundsätzlich bewegt sich dieser Thread vermutlich eher im "Off Topic" Bereich, denn ein zwingender Zusammenhang mit Körpergröße schimmert nur ganz schwach durch...aber ich sehe das eher entspannt! :)


    Es dürfte schwierig werden, sämtliche Aspekte aus Ethik und Moral im Konsumverhalten auszudiskutieren. Zumal es neben Tier- und Umweltschutz noch einige weitere, gleichwertige Rubriken geben dürfte.
    Man könnte z.B. bewusst ausschließlich deutsche Produkte konsumieren, um etwas für Arbeitsplatz-Sicherheit und stabile Binnenwirtschaft zu tun. Man könnte Produkte favorisieren, welche nachweisbar nicht mit Kinder(zwangs)arbeit korrelieren. Es gibt halt verschiedene Ansätze. Mitunter ist der durchschnittliche Konsument auch einfach überfordert, seiner moralischen Verantwortung nachzukommen und letztlich gibt es natürlich auch Einschränkungen durch das verfügbare Budget.
    Ich persönlich finde es toll, dass es trotz "Geiz-ist-geil"-Menthaltiät Konsumenten gibt, die sich Gedanken über Ethik machen und vor allem auch so handeln...

  • Ich denke da ganz praktisch, im Alltag habe ich gerne Baumwolle. Gerade eben: Baumwollunterwäsche, Socken, Polo-Shirt, Jeans. Darüber Lederschuhe, Wollpulli und Lederjacke drüber. Aber zum Mopedfahren finde ich diese Plastiksachen ganz hervorragend.

  • @lange-köln
    Ja, mach ich ja auch. Aber Du oder ich wir sind doch relativ kleinwüchsig und sind gelegentlich noch in den Maßtabellen der Industrie drin. Ich denk hier an die noch größeren.


    Bist Du Vegetarier? Wenn ja: das mit den Vegetariern war für mich ein völlig neuer Gedanke (Schafwolle, Leder, Gäsefedern, ...).


    max.cady
    Ich will Dir ja nicht immer und überall widersprechen - aber ...


    Gedankenkette...


    (1a) Die Laminat/Folienjacken kann ein Schneider kaum ändern/reparieren. Die sind geklebt und geschweißt.
    (1b) Solche "Hightech" Sachen erfordern zwingend industrielle Produktion und damit Standardisierung.
    (1c) Reparaturen sind nicht vorgesehen/möglich.


    (2a) Wer außerhalb des Standards liegt hat nicht zu lachen.
    (2b) In unserer Computerwelt wird über kurz oder lang nur noch das möglich sein für das es irgendwo einen Button zum draufklicken gibt [ich schreibe/entwerfe Software oder bilde Entwickler aus].
    (2c) Lange Menschen sind oft Non-Standard und finden oft keinen Button zu draufklicken mehr.


    (3a) Jehnseits dieser "Hightech" Welt geht es oft flexibler zu.
    (3b) Oma kann Handschuhe stricken
    (3c) Der Schneider macht auch Klamotten für Lange
    (3d) Vieles geht ohne Computer besser [Tip vom Softwareexperten]


    (4a) Konsum -> schneller Wechsel -> in der Summe hohe Kosten
    (4b) Alternativ: wenig ist mehr, eher handwerklich/individuell gefertigte Sachen sind einzeln deutlich teurer, können sich aber über die Nutzungsdauer amortisieren. Beispiele: Maßanzug, Maßschuhe [, Motorradkombi].


    Also: einige der Probleme langer Forianer beruhen auf einer Denkweise die für Non-Standard Menschen nicht richtig funktionieren kann. Noch gibt es ein paar Alternativen, nutzt sie bevor sie auch noch verschwinden!

    Einmal editiert, zuletzt von jpf ()

  • Zitat

    Original von jpf
    max.cady
    Ich will Dir ja nicht immer und überall widersprechen - aber ...


    ...und wenn Du dieses wollen würdest, wäre es auch überhaupt kein Problem!! :)
    Ich unterstelle einfach mal, dass auch Du kein Problem mit einer Koexistenz unterschiedlicher und mitunter kontroverser Ansichten hast. Insofern: "Hau einfach drauf auf mich!!" Ich fasse das nicht als Angriff auf! In einigen Fällen erweitern andere Meinungen den Horizont und führen vielleicht auch mal zu einem Umdenken...



    Um eines mal quasi von Ingenieur zu Ingenieur anzusprechen:
    Ich kann Deiner fiktiven Menu- bzw. Agenda-Struktur nicht ganz folgen. Soll heißen: Die gelisteten Punkte und Unterpunkte lassen sich thematisch nur schwer mit unterschiedlichen Rubriken korrelieren. Das geht aber vielleicht nur mir so...


    Generell glaube ich verstanden zu haben, dass sich Deiner Auffassung nach industriell gefertigte Bekleidungs-Materialien (HighTec) nicht mit individualisierten Konfektionsgrößen (Maß-Anfertigung) vereinbaren lassen. Deshalb empfiehlst Du quasi jedem Bedarfsträger (wie z.B. sehr langen Menschen) einen Rückfall auf die Materialien des 17. Jahrhundert.
    Derartige Übertreibungen dienen lediglich dem Unterhaltungswert. Daher bitte nicht übel nehmen..!!


    Diesen vermeintlichen Widerspruch kann ich absolut nicht bestätigen. Ich unterstelle mal, dass die Anfertigung von Leder-Bekleidung (abgesehen von Schuhen) aufwändiger ist, als bei Baumwoll-Artikeln. Die ein oder andere Lederjacke besitze auch ich.
    Ich erinnere mich noch an eine Online-Suche nach einem Anbieter für maßgefertigte Lederbekleidung...und geriet zum Web-Auftritt eines Online-Shop's, der neben Bekleidungsstücken aus Leder auch noch Maßanfertigungen aus Lack und Latex (vermutlich eher nicht für den Alltag) anbot. Wir sind uns vermutlich einig, dass weder Lack noch Latex Naturprodukte sind...freilich auch keine HighTec-Materialien. Wenn aber letztlich eine Maßanfertigung aus diesen Werkstoffen grundsätzlich möglich ist (und dies sogar zu einem recht vernünftigen Preis), warum soll es dann nicht mit fortschrittlichsten Chemie-Fasern gehen???


    Vor längerer Zeit hatte ich z.B. mal versucht, innerhalb des Forum's eine Interessengruppe aus Radsportlern mit passender Radkleidung (also definitiv nichts Gestricktes von Großmutter) auszustatten...Letztlich ist dieser Versuch ganz knapp an der Beteiligungs-Quote gescheitert...
    Im Grunde genommen geht letztlich fast alles...man muss nur etwas aufwändig danach suchen.
    Einen Rückfall auf eine begrenzte Auswahl an Materialien und somit einen Verzicht auf HighTec-Materialien halte ich nicht für angemessen!

  • Ihr verfolgt da gerade ein echt interessantes Thema und zu manchen Punkten möchte ich auch mal meinen Senf dazugeben.


    jpf sieht anscheinend das Heil aller derer, die nicht mehr in die Konfektionstabellen passen, nur noch bei Wolle und Omi, die mit einer Stricknadel umgehen kann. Weil die industrialisierte Textilherstellung nicht in der Lage sei, HighTec nicht nur von der Stange zu fertigen.
    (falls ich Deine Aussagen falsch - und nicht nur leicht übertrieben - wiedergegeben habe, widerspreche mir bitte)


    Ich gebe Dir recht, daß einige Kunstoff-Produkte (ganz vorne Outdoor-Oberbekleidung) aufgrund von Verklebung oder Verschweißung der Nähte schwer bis garnicht ausgebessert oder von einem herkömmlichen Schneider angefertigt werden können. Da gibt's dann halt nur das, was passt, und wenn's kaputt ist, dann war's das.


    Jedoch will ich Dir deutlich widersprechen, was die Flexibilität der Textilindustrie angeht. Heutzutage findet man schon zig Hersteller für Maßbekleidung, die auf HighTec in der Produktion setzen. Ein schönes Beispiel ist der Zuschnitt der Materialien, der Dank Computertechnik vollautomatisch und doch individualisiert stattfinden kann.
    Momentan tummeln diese Hersteller sich noch auf dem Markt der normalen Stoff-Verarbeitung, doch denke ich, daß bei ausreichender Nachfrage und technologischer Weiterentwicklung das sich auch auf HighTec-Materialien ausweiten kann. Besonders, da hier der Wunsch nach perfekter Passform besonders groß ist.
    Vor kurzem habe ich erst einen Artikel über eine neue Technik gelesen, die das Messen der Körpermaße per Webcam wesentlich vereinfachen soll.
    Ich denke, da wird sich in den nächsten Jahren noch einiges tun, gerade in dem Segment der hoch-technologisierten Textilanfertigung. Weil wenn die Klamotten schon maschinell produziert werden, ist es sicher weniger Aufwand, das ganze auch noch variabel zu gestalten. Software kann alles, es muß nur der Programmierer auch wollen ;)

    Im Glashaus zeigt sich, wer gut werfen kann :D

  • Aschmo
    Zunächst: Die (besseren) Softwareleute (Programmierer) sind sich der Problematiken oft durchaus bewußt. Aber Software kostet viel Geld und der Auftraggeber will sein Geld normalerweise behalten. Demzufolge wird oft nur eingebaut/eingeschaltet was dem vorher formulierten Geschäftsziel dient. Der Rest fällt vom Tellerrand. Firmen die Maßanfertigung machen haben dies auch als eines ihrer Geschäftsziele.


    Die Textilindustrie ist bereits stark Computerisiert. Für Textilien der großen Ketten z.B. werden die Produkte (Kleidungsstücke) durch Software bis in das letzte Detail beschrieben. Ein Fertigungsbetrieb irgendwo auf der Welt kann daher für eine Produktionscharge bieten. Er erhält die ganz genaue Beschreibung des herzustellenden Produkts (durch Software) und muß dann entsprechend liefern. Aber es wird sich meist kaum lohnen z.B. 200 Stück irgendeines Teils z.B. mit 72 cm Armlänge herzustellen. Das erhöht nur die Kosten aber nicht den Gewinn.


    Zudem sind die Märkte regionalisiert. Die Leute haben nicht überall die gleiche Größe und den gleichen Körperbau. Wenn in den USA 30% der Bevölkerung fettsüchtig sind (bei uns 'erst' 20%) verschiebt dies weiterhin das Angebot zu Ungunsten der Langen und Schlanken.


    Theoretisch könnte man natürlich Menschen in einen 3-Scanner stellen und dann Maßbekleidung weitgehend automatisch herstellen. Aber: das ist ein Riesenaufwand und es muß Geld einbringen.

  • Zu den Handschuhen eine Anmerkung:


    Ende der 1990er Jahre ist der Beruf des Handschuhmachers in einer Stadt in der ich lebte "ausgestorben".


    Eine Existenz mit diesem Beruf war nicht möglich.


    Arbeit ist so teuer geworden, da gibt es nur noch Massenproduktion und die ist automatisisiert, mechanisiert, bis zur maximalen Möglichkeit.


    Eine Einzelanfertigung ist möglich...


    Wenn sie denn bezahlen kann.


    Ein Beispiel aus meiner ehemaligen Branche:


    Ein Zylinderkopf für einen Automotor kann man als Serienprodukt für 600 € Kaufen.



    Für einen speziellen Oldtimer kann man den nur noch anfertigen lassen.


    Wurde auch einmal gemacht.


    Kostete 98.000 DM, das kann man heute vielleicht schon 1:1 in € umrechnen....

    Ich bin ein Kosmopolit: In jedem Land der Erde kann ich Bier saufen....